Gekränkte Männlichkeit, Antifeminismus und Online-Radikalisierung

Misogynie, Antifeminismus und LGBTQ-Feindlichkeit sind integrale Bestandteile rechtsradikaler und -extremer Ideologie – und gleichzeitig keine Phänomene des rechten Randes, sondern fest im patriarchal strukturierten Kapitalismus verankert. Da die Konstitution hegemonialer Männlichkeit auf der systematischen Abwertung und Ausbeutung des Nichtmännlichen besteht, fühlen sich viele Männer von feministischer Emanzipation in ihrer Vorherrschaft bedroht. Vermeintliche Lösung scheint die Radikalisierung in den Antifeminismus: ob über frustrierte Männerrechtler, mit faschistischen Männlichkeitsbildern werbende Identitäre, Influencer wie Andrew Tate, die mit Frauenverachtung Millionengeschäfte machen oder die nihilistische Incel-Bewegung. Ihre Propaganda verbreiten sie schnell und effektiv über das Internet, oftmals ohne Einschränkungen und Gegenwehr zu erfahren. Regelmäßig mündet diese Online-Radikalisierung in der Bereitschaft zum Terrorakt. Doch konsequente Gegenmaßnahmen werden selten ergriffen, denn dies würde bedeuten: die herrschenden Verhältnisse grundlegend zu hinterfragen und zu überwinden. Der Vortrag „Gekränkte Männlichkeit, Online-Radikalisierung“ analysiert anhand von Primärmaterial, feministischer und kritischer Theorie die Grundlagen und Mechanismen antifeministischer Online-Radikalisierung und versucht die Frage zu beantworten, wie sich dieser entgegentreten lässt.

Die Referentin Veronika Kracher arbeitet und publiziert seit 2015 zu dem Themen Antifeminismus, Rechtsextremismus und Online-Radikalisierung. 2020 erschien ihr Buch „Incels – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“.